31. Dezember 2021 Von Caradayn

Silvestergedanken

With Thee at hand to bless ills have no weight, and tears no bitterness

Through many dangers, toils and snares,
I have already come;
’Twas grace that brought me safe thus far,
And grace will lead me home.

The Lord has promised good to me,
His word my hope secures;
He will my shield and portion be,
As long as life endures.

Shine through the gloom and point me to the skies.

And there’s a hand, my trusty fiere!
and gie’s a hand o‘ thine!
And we’ll tak‘ a right gude-willie waught,
for auld lang syne.

Abide with me, Henry F. Lyte
Amazing Grace, John Newton
Auld Lang Syne, Robert Burns

Wenn es am Silvesterabend dunkelt, denke ich an Michael Endes großartige Geschichte vom Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch. Darin versuchen zwei verderbte Bösewichte, ihr Soll an bösen Taten noch vor Jahresende zu erfüllen, sonst fahren sie nämlich zum Teufel. Dabei soll ihnen der genannte Wunschpunsch helfen und lauter Schlimmes in die Welt tragen. Aber da es immer auch Gutes in einer Welt gibt, in der mächtige Menschen Böses wollen, gibt es natürlich auch Helden in dieser Geschichte und der Plan der Schurken geht wegen eines einzigen Tons nicht auf.

In der Geschichte ist das ein Glockenton.

Es könnte aber auch ein Ton aus den drei Stücken sein, mit denen ich mich heute von Euch und von 2021 verabschieden möchte.

Zuerst verbinde ich mich mit der anglikanischen Kirche und ihrem Evensong, fast bin ich geneigt zu sagen dem Evensong. Herr, es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.

Jetzt ist der Abend gekommen und im Kreis der Freunde möchte ich mich einer Tradition US-amerikanischer Silvesterabende anschließen. Das ist ohne „Auld Lang Syne“ und „Amazing Grace“ nicht denkbar.

Auld Lang Syne hat weltweit den Charakter eines Abschiedsliedes, die deutschen Pfadfinder kennen es zum Beispiel als „Nehmt Abschied Brüder“. Der Sänger ASP hat für seine Community eine großartige Interpretation vertont, die ihn besonders eng mit den „schönen Menschen“ verbinden, die ihn mögen. Ich glaube, ich darf vorschlagen, dass auch andere Menschen sich beim Anhören der Hymne einander verbunden fühlen dürfen. Es lebe WIR!

Tja … und nun … Amazing Grace ist über all die Jahre so etwas wie die „spirituelle Nationalhymne“ geworden – nicht nur die der USA. Sogar Menschen, die mit der im Kern tiefreligiösen Aussage des Stückes selbst wenig verbinden, sehen darin ein Licht in dunklen Zeiten. Dunkel sind die Zeiten allemal – Krankheit und Angst sind „da draußen“, und leider auch oft „hier drinnen“. Aber es gibt auch großartige Erlebnisse und leuchtendes Leben. Beides ein Grund, eine Kerze anzuzünden.

Trotz der besinnlichen Stimmung habe ich mich für eine nicht weniger spirituelle, aber lebendigere Interpretation des Klassikers entschieden. Verbunden mit „My chains are gone“ hoffe ich auf viele gelöste Ketten, auf Freiheit und Leben im näherkommenden Jahr 2022. Und das, wie der Papst zu Rom zu segnen pflegt, „für die Stadt und den ganzen Erdkreis.“

Ja, „der Stadt und dem Erdkreis“ – vor allem aber wünsche ich Dir, liebe Leserin, lieber Leser, eine gesegnete Silvesternacht.

Möge die Straße uns auch im nächsten Jahr wieder zusammenführen
Dein