5. Dezember 2021 Von Caradayn

Caradayn empfiehlt: Christian Brüggens „VLOG“ zu unserer ganz besonderen Shadowrun-Kampagne Q-Ark

Wie das hier angefangen hat?

Tja, vor vierzehn Tagen flatterte mir ein IdentFile auf den virtuellen Schreibtisch.

… gratuliere ich Ihnen zu Ihrer Beförderung und wünsche Ihnen bei Ihrer neuen Aufgabe viel Erfolg. Hiermit wird Ihnen der Dienstposten BKA2342/zbV verbunden mit der Dienststellenleitung dauerhaft übertragen. Treten Sie Ihre neue Aufgabe unverzüglich an. Der technische Dienst wurde angewiesen, Ihnen die Zugangsdaten der Dienststelle zu übermitteln.

Mit freundlichen Grüßen

BKADrdin. Elisabeth Doermke

Bundeskriminaldirektorin Abteilung Sonderaufgaben

Von der Doermke hatte ich sonst nur gehört, wenn es wieder einmal Beschwerden wegen mir gegeben hatte. Die Faustus-Gesellschaft soll sogar die Entsendung von Feuerelementaren angedroht haben, bloß weil ich auf der Schwaflermesse an der Uni Tübingen einige kritische Fragen hatte. Und ja, gut, die Sache mit den Neoschamanen in Herford, die sich mit der Deutsch-Katholischen Kirche angelegt hatten – da war ich vielleicht auch nicht so … geschickt. Ganz Unrecht hatte die Doermke also nicht. Und jetzt, aus heiterem Himmel – ein heiterer Himmel ist ja selten genug in den Plexen unserer Zeit – aus heiterem Himmel heraus eine Beförderung und eine eigene Dienststelle, die Beauftragung zum Sonderermittler für Fälle, die das restliche BKA einfach alphabetisch unter Q ablegte, weil in dem Cluster soviel Platz ist?

Mir wurde etwas klarer, was passiert ist, als mir der mit Soykaff bekleckerte Hausmeister vom technischen Dienst die „Zugangsdaten übermittelte“. Der alte Ork grinste breit, als er mir einen altmodischen Schlüsselbund mit leicht angerosteten Schlüsseln in die Hand drückte. Wäre nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik, das Büro der neuen Dienststelle. Ich könne es aber nicht verfehlen. Hinter dem Parkplatz für die Kanalreinigung müßte ich einfach das erste Gebäude auf der rechten Seite aufsperren. Büro-Equipment würde man „die Tage“ liefern und die Matrixanbindung sei bereits beantragt. Ich bin gut darin, in Metamenschen zu lesen. Der Kerl verarschte mich nicht. Das BKA verarschte mich möglicherweise schon.

Meine neue Dienststelle lag formal im Wiesbadener Stadtbezirk Nordost als Teil der Mainz-Wiesbadener Zone des Plexes von Groß-Frankfurt.

 „Nordost“ ist schon mal eine spaßige Bezeichnung für einen eher westlich gelegenen Plexbezirk, wenn man mal vom noblen Zentrum der alten Landeshauptstadt Wiesbaden aus rechnet. Seit Menschengedenken heißt die Ecke auch nicht „Nordost“, sondern „Inneres Westend“. Lange vor dem Erwachen der Welt standen hier schon heruntergekommene Hochhäuser und sogenannter „sozialer Wohnraum“, und beides wurde von anständigen Wiesbadenern ungefähr so häufig aufgesucht wie die heutigen Bewohner sich ein Essen im Trollolo an der Rennbahn leisten können.

Trollolo? Tja. Auch für mich eher unerschwinglich. Auf dem Weg zu meiner Dienststelle lächelte mich aber ein Raststellenschild mit in die Jahre gekommener ALI-Werbung an: das „Rasti“ lud zum Verweilen ein. Im Stil eines amerikanischen Highwayimbiss eingerichtet konnte ich mir sicher sein, dass die Soyware gut gewürzt und der Soykaff heiß sein würden. Elefantenpiloten – so nennen die hier die LKW-Kolonnen-Rigger- steigen nicht irgendwo ab, wo das Essen nicht schmeckt. Das ist wohl auch der wesentliche Teil der Kundschaft. Außerdem einige Arbeiter von der nahen Industrie – nicht, daß es hier viel gäbe. Stadtreinigung, Aufbereitungsdienste und ne Reihe privater Werkstätten. Da sollte ich als Polizeibeamter wohl besser nicht zu genau hinschauen, was die da reparieren … oder operieren. Das Rasti lag schräg gegenüber von meiner neuen Diensstelle und insgesamt kommst Du Dir hier vor, als wärst Du nicht im herrschaftlichen Wiesbaden sondern eher in dem, was die Zeit von Mainz übrig gelassen hat. Hab neulich den Song von nem Typen namens „The Everundying Elvis“ gehört: In the Ghettoo…

Ach ja, meine Dienststelle.

Ein von einer ranzigen Ziegelmauer umfriedetes Gelände, das früher mal einer der Hauptstützpunkte der Groß-Frankfurter Straßenmeisterei gewesen sein muss, heute aber vor allem von „Team Hameln“ genutzt wird. „Team Hameln“ sind Bodo „Bissi“ Gießner und seine Leute, Kanalreiniger in Wiesbaden-Nordost und im Grunde professionelle Rattenfänger. Daher der Name des Teams. Meine Dienststelle lag also auf auf einem Gelände, auf dem ein Trupp stinkender Zwerge ihre stinkenden Tank- und Pumpwagen wartete, um ihrer stinkenden Arbeit in den stinkenden Kanälen und Abflüssen nachzugehen und stinkende Arbeitsdronen in der stinkende Brühe zu riggen. Scheiße, was ein Job. Hinter einem Tankwagenparkplatz – direkt neben dem Auslass für die Abpumpbehälter – war ein verrammeltes Gebäude. Irgend jemand hatte neben den Eingang eine nagelneue Plakette mit dem ADLer genagelt. „Bundeskriminalamt –  Abteilung für Sonderaufgaben – Außenstelle 69“.

Scheiße, scheiße, scheiße! Die hatten mich echt verarscht!

Immerhin konnte ich die Tür mit den altmodischen Schlüsseln öffnen. Ein paar Büroräume. Eine Küche. Ein Aufenthaltsraum. Möbel sollten ja noch kommen. Wäre jedenfalls nett, denn einfach auf dem Boden wollte ich dann doch nicht sitzen. Winzige Fußspuren im Staub bewiesen zwei Dinge: hier war nicht alles toxisch! Und die Zwerge machten ihren Rattenfängerjob nicht sooo unglaublich gründlich.

Ich spule mal vor, ja?

Ich bin jetzt seit 14 Tagen hier. Es gibt jetzt Möbel, die sie offenbar aus irgend einem Materiallager geholt haben. Ich habe im Kriminalmuseum mal sowas gesehen. Grün und braun lackierte Pressspan-Ungetüme. Immerhin das mit der Matrix stimmt, ich bin tatsächlich angebunden worden. Hat mich ein paar Gefälligkeiten gekostet, aber irgendwie ist es niemandem aufgefallen, dass hier jetzt ein priority access point existiert. Hallo? Wenn ich schon nichts zu tun habe, möchte ich wenigstens Wellenreiten können.

Die Zwerge sind hin und wieder auf nen Soykaff vorbeigekommen, oder wir stehen im Hof und rauchen eine zusammen. Zum Essen gehen wir meist ins Rastis rüber, und ich hab das Gefühl, Ulla, die Besitzerin, mag mich.

Aufträge oder Fälle?
Wo denkst Du hin …

Shadowrun 6 goes Akte-X und weit darüber hinaus …

„Der Q-Ark“
Ein Handlungsbogen, der so etwas wie die X-Akten in die Allianz Deutscher Länder holt

Worum geht es?
Eine Kampagne für SR 6, die in den ADL spielt und sich kräftig an Akte-X und allen möglichen Verschwörungsschwurbel anlehnt. Es wird also sowohl einen mehr oder weniger verborgenen Metaplot und „Mythos“ geben, als auch und vor allem reichlich „Monster of the Week“. Neben Akte-X kommt da bestimmt auch noch ein Gewürz namens Agents of Shield mit rein. Neben zahlreichen anderen Gewürzen. Lost? Millenium? Alien? Vielleicht. Befolgen Sie das Ripley-Protokoll. Wir legen dabei mehr Wert auf die Story als auf die Regeln, ohnehin neige ich dazu, zu komplizierte Regeln einfach zu ignorieren oder durch einfachere Attributs- oder Fertigkeitsproben zu ersetzen.

Unterschiede zum „normalen“ SR?“
Im klassischen SR spielt man ja meistens mehr oder weniger „Subkultur“ und „Leben in den Schatten“. Der Q-Ark hier findet durchaus „öffentlicher“ statt und ist darum vom Feeling her wahrscheinlich weniger „punk-anarcho“ und „Mad Max“. Da das Licht der Öffentlichkeit tw. nicht zu vermeiden ist, was einen Teil des Reizes des Settings ausmachen sollen, sollten die Charaktere insgesamt nicht zu „subkulturär“ sein.

Was/wen kann man denn da so spielen?
Wenigstens einer der „Runner“ ist ein BKA-Mitarbeiter und damit zwangsläufig ein SIN-/ID-Bürger der ADL. Als offizieller Auftraggeber wird zunächst ein anderer BKA-Mitarbeiter in Erscheinung treten, der quasi der Fox Mulder unserer Kampagne ist. Anders als Mulder ermittelt der aber nicht selbst sondern bittet einen Kollegen – den erwähnten Spielerchar – um Hilfe. Die anderen Runner können ebenfalls aus dem erweiterten Feld der „Polizei“ stammen, können aber auch Bekannte und Freunde und sonstige Connections unseres „Hauptagenten“ sein.

Und zu diesem Irrsinn, den wir nun seit einigen Wochen spielen, gibt es ein großartiges VLOG/Hörbuch von unserem Mitspieler Christian „Naugrim“ Brüggen. Es ist einfach großartig, den Schmarrn unserer Spielabende so launig nacherzählt zu finden. Unbedingt reinhören – und wenn’s Dir gefällt, lass ihm ein Abo da 🙂